Der Bick in die imaginäre Kristallkugel für das Kapitalmarktjahr 2024
KIRIX Jahresbericht 2023
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kundinnen und Kunden,
unser Planet und dessen Ordnung sind fragil – diesen Umstand bestätigt nicht nur der sorgenvolle Blick auf unsere Natur und deren Artenvielfalt, sondern auch das geopolitische Geschehen unserer Zeit. Der Krieg in der Ukraine wird mit beständiger Härte weitergeführt und gibt wenig Hoffnung auf ein baldiges Ende. Mit der sprichwörtlichen „Explosion“ des Nahostkonflikts wurde ein weiterer dramatischer Hochpunkt erreicht, welcher unfassbares Leid in eine krisengeplagte Region gebracht hat und Potenzial zur Spaltung der globalen Gesellschaft mit sich bringt.
In diesem Kontext wirken Belange der Weltwirtschaft regelrecht aus der Zeit gefallen – und doch sind sie für uns alle von besonderer Dringlichkeit. Man denke dabei an den Kampf der Zentralbanken gegen steigende Preise, die Funktionsfähigkeit von Lieferketten oder auch multilaterale Handelsabkommen zur Sicherung unserer Versorgung und unseres Wohlstandes.
Dabei lieferte zuletzt die Inflationsentwicklung ermutigende Signale einer nachhaltigen Abschwächung. Die Kerninflationsraten (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) sind auf beiden Seiten des Atlantiks deutlich gefallen. Dennoch erscheint der Weg bis zu den vielfach beschworenen Zwei-Prozent-Zielen diverser Zentralbanken verhältnismäßig weit. Weiterführende Beruhigungen bei Lohn- und Mietpreisentwicklungen könnten diese Lücke zunehmend schließen und für ein Aufatmen bei den geldpolitischen Entscheidern sorgen.
Unmittelbar verwoben mit dem Blick auf die Preisentwicklung ist die Betrachtung der Geldpolitik. In den Augen der allermeisten Beobachter haben die westlichen Zentralbanken ihren Zinsgipfel erreicht. Die daraus fast zwangsläufig folgende Frage ist, wie oft die Zinsen im nächsten Jahr gesenkt werden können. Schenkt man unserer Einschätzung Glauben, erfolgt die erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank im März 2024. Eine Reduktion um 0,25 % scheint dabei ausgemachte Sache – insgesamt könnten die Zinsen um
1,75 % fallen. Die Entwicklung des risikolosen Zinssatzes spiegelt diese Erwartungshaltung (siehe Grafik) für längere Laufzeiten bereits wider.
Am Aktienmarkt kehrte nach dem schwierigen Börsenjahr 2022 sukzessive Ruhe ein und die Kurse konnten sich zusehends erholen. Solide Unternehmensergebnisse in Verbindung mit der Fantasie auf fallende Zinsen ließen die bekannten Indizes steigen. Ein kritischer Blick auf die Ertragsverteilung zeigt jedoch einen wesentlichen Ursprung dieser Entwicklung: Unternehmensgröße. Am Beispiel des wohl bedeutendsten Aktienindex weltweit, dem S&P 500 (500 größten US-Unternehmen), lässt sich dieser Umstand anhand der Ergebnisbeiträge 2023 in beeindruckender Weise aufschlüsseln: Es sind abermals die sogenannten „Magnificent 7“ (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla; Anteil am S&P 500: 30,1 %), die auch in der zweiten Jahreshälfte für Furore sorgten und signifikante Kursgewinne einfuhren.
Indizes mit vergleichbaren Strukturen (z.B. MSCI World, Nasdaq 100, Dax) lieferten ähnliche Ergebnisse mit zweistelligen Zuwachsraten. Gleichgewichtete Indizes bzw. Werte aus der „dritten und vierten Reihe“ und blieben teils deutlich hinter unseren Erwartungen zurück – sprich: Die Erholung am Aktienmarkt ist noch immer nicht in der Marktbreite angekommen. Sollte man nun den Grundsatz der Risikostreuung über Bord werfen und schlicht nach Größe „einkaufen“? Selbstverständlich nicht! In bedachter Gelassenheit, in Analogie zu unserem Wappentier, halten wir an den wissenschaftlichen Grundsätzen einer ausgewogenen Portfoliokonstruktion fest – eine sinnvolle Größen- und Branchenverteilung kompensiert wesentliche Risiken und minimiert die Schwankungsbreite des Depots. Die vorangegangenen Ausführungen, insbesondere die deutliche Übergewichtungen einzelner Titel, sind ein wesentlicher Grund, wie es zu Benchmark-Abweichungen kommen kann. Darüber hinaus unterstellen die bekannten Vergleichsgrößen eine vollständige Kapitalinvestition ohne Liquiditätspuffer und vernachlässigen situative sowie steueroptimierte Transaktionen.
Der Zins ist zurück – was im Jahr 2022 zweifellos als Titel eines einschüchternden Horrorfilms durchgegangen wäre, entpuppte sich im vergangenen Jahr als Ertragsstabilisator am herausfordernden Anleihemarkt. Attraktive Prämien zwischen 3-5 % lockten sowohl bei kurzen, als auch langen Laufzeiten. Unser Ansatz der sukzessiven Verlängerung von Restlaufzeiten und dem Verkauf von Rentenfonds gleicht einer Zinssicherung für die kommenden Jahre und hat sich bereits ausgezahlt. Aber: Mit dem gestiegenen Zinsniveau hat Geld in Form von Krediten wieder einen Preis. Dementsprechend spielt die Bonität der Schuldner eine übergeordnete Rolle und die Auslese zwischen „guten“ und „schlechten“ Anleiheemittenten rückt zunehmend in den Fokus. Daher betrachten wir mit Argusaugen die Bilanzen sowie Verschuldungsquoten unserer Unternehmen vor und während der Kapitalanlage.
Bei den alternativen Kapitalanlagen war es einmal mehr die Goldposition, die von den „Verwirrungen“ der Weltpolitik profitierte und prozentual nahezu zweistellig (in EUR) an Boden gewinnen konnte. Unterdessen hat die für uns dominierende Währung US-Dollar auf Jahressicht einen Kursverlust gegenüber dem Euro von rund 4,50 % eingefahren und sorgte damit für eine Unterperformance der heimischen Anleger gegenüber den US-Dollar denominierten Indizes (z.B. MSCI Welt).
Das Ergebnis unserer Vermögensverwaltungsdepots, aber auch unserer Fonds variiert deutlich mit der strategischen und thematischen Ausrichtung des jeweiligen Portfolios und spiegelt zugleich die vorangegangenen Ausführungen wider. Der marktbreite Ansatz der Depots auf Fondsebene sowie des KIRIX Substitution Plus und des KIRIX Dynamic Plus mit Schwerpunkten auf regenerativer Energiegewinnung und Gesundheitswesen litten unter der teilweise negativen Entwicklung der einschlägigen Aktienmärkte und beendeten das Jahr unterdurchschnittlich. Unsere Vermögensverwaltungen auf Einzeltitelbasis und unser KIRIX Herkules-Portfolio hingegen konnten von den beschriebenen Marktgegebenheiten und großkapitalisierten Unternehmen profitieren. Darüber hinaus spielten unserem KIRIX Herkules-Portfolio (Jahresergebnis +17,60 %) die angewendeten derivativen Sicherungsmethoden zur Risikobegrenzung und Anleihen für institutionelle Investoren (Mindest-Stückelung 100.000 EUR pro Gattung) in die Karten.
Das Kapitalmarktjahr 2024: Unser Blick in die imaginäre Kristallkugel. Abseits der geopolitischen Krisenherde sind es vor allem die konjunkturellen Parameter (und selbstverständlich die Notenbanken), welche wesentlichen Einfluss auf die Kapitalmärkte nehmen sollten. Eine fallende Inflation samt sinkender Zinsen scheint bereits gesetzt zu sein und findet sich zum Großteil bereits in den Kursen von Aktien und Anleihen wieder. Diese marktseitige Erwartungshaltung gilt es in den kommenden Monaten mit ökonomischen Fakten zu bestätigen, um das positive Sentiment zu erhalten. Für weiteren Rückenwind an den weltweiten Börsen, versprechen wir uns eine Preissteigerung unterhalb von 3 %. Insbesondere der breite Aktienmarkt könnte dabei als wesentlicher Profiteur hervorgehen und die Bewertungslücke zu den „Mega-Caps“ schließen. Darüber hinaus ist für 2024 eine Flut an Staatsanleiheemissionen zu erwarten. Denn: Während der Corona-Pandemie haben Regierungen global ein Gros der Verschuldung des privaten Sektors in ihre Bilanz verlagert. Jetzt ufern die Haushaltsdefizite aus und mussten z. B. in den USA durch einen erneuten Übergangshaushalt finanziert werden oder sorgen, wie im Falle der Bundesregierung, für eine prekäre und schier unlösbare Problemlage. Ein Boom an Emissionen hochwertiger Staatsanleihen wird es für eine Vielzahl von Unternehmen teurer machen, eigene Anleihen auf den Markt zu bringen und Refinanzierungen durchzuführen – wir spekulieren dabei auf höhere Erträge bei unseren favorisierten Anleiheemittenten.
Der diesjährige Gang in unseren „KIRIX-Maschinenraum“ gibt einen Ausblick auf die langfristige Nachfolgeplanung unseres Hauses – Kontinuität und Beständigkeit stehen wohlweislich im Vordergrund. Neben einer erfahrenen Senior-Betreuerin bzw. einem -Betreuer, möchten wir erstmals im Jahr 2024 eine Nachwuchsposition besetzen, um bestmöglich für die kommenden Aufgaben gerüstet zu sein. Mit wohlwollendem Wissenstransfer und gezielter Personalentwicklung erhoffen wir uns damit einen vielversprechenden Zugewinn für die Zukunft.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Liebsten einen guten und gesunden Start ins neue Jahr und freuen uns auf ein persönliches Wiedersehen.
Ihre KIRIX Vermögensverwaltung