EURO am Sonntag: Finger weg von Investitionen in fossile Brennstoffe

Sabine Hildebrandt-Woeckel im Interview mit Rolf Kieckebusch, Vorstand der KIRIX Vermögensverwaltung AG, Kassel

Seit einigen Monaten steigen die Preise für Energie und insbesondere für Erdgas dramatisch. Was heißt das für Anleger? Jetzt genau hier investieren?

Nein, ich würde klar sagen: Finger weg. Eine Rückkehr zu fossilen Brennstoffen ist aus meiner Sicht, trotz der temporären Preisanstiege im genannten Bereich, keine taktische und strategische Alternative. Nach dem Den Haager Klima-Urteil gegen Shell stehen "Big Oil" und andere Konzerne, die viel CO2 ausstoßen, permanent unter Zugzwang. Wir setzen bei unserem Portfoliomanagement auf nachhaltiges und zukunftsfähiges Wachstum – und würden dies auch allgemein empfehlen.

Die derzeitige Entwicklung ist also nur ein Zwischenstand?

Ja, langfristig werden Unternehmen profitieren, die das Thema „Umwelt“ sowie „nachhaltiges Wirtschaften“ fest in Ihre operativen Handlungen implementiert haben oder Produkte zur Bewältigung der Klimakrise bereitstellen.  Das gesamte politische und gesellschaftliche Engagement auf globaler Ebene geht in diese Richtung.

Werden wir mal konkreter, welche Aktien empfehlen Sie denn derzeit?

Besonders interessant finden wir die Aktien von 2G Energy und La Francaise de L‘Energie. 2G Energy hat sich auf die Herstellung von Energieerzeugungssystemen mittels Kraft-Wärme-Kopplung in Blockheizkraftwerken, die mit Wasserstoff, Erd- und Biogas betrieben werden können, spezialisiert. La Francaise de L’Energie sammelt und konvertiert im Bergbau austretendes Methan und erzeugt mittels Wärmeabgabe umweltfreundlichen Strom. Durch die geplante Veräußerung von Co2- und Methan- Zertifikaten winken erhebliche Zusatzerträge.

Im Sommer standen viele Windräder still, schlicht, weil der Wind fehlte. Sind erneuerbare Energien nicht auch ein Risiko für den Anleger?

Wie gesagt, der breite gesellschaftliche Konsens und das globale Bekenntnis zur umweltfreundlichen Energieerzeugung sprechen entschieden für den Portfoliobaustein „Erneuerbare Energien“. Um meteorologische sowie unternehmerische Risiken zu minimieren, sollte aber ein gesunder Mix verschiedener Erzeuger und Regionen für Diversifikation im Depot sorgen.